Visualisieren - Unsere verborgene Kraft

Der Siegeszug des Mentaltrainings ist nicht aufzuhalten. Ob im Beruf, im Sport oder in der Lebensgestaltung, die erfolgverheißenden Methoden sind kaum mehr wegzudenken. Eine zentrale und geradezu magische Technik ist das Visualisieren. Es handelt sich dabei um ein bildhaftes Abrufen von Erinnerungen sowie das gedankliche Ausmalen erwünschter Zustände, mit dem Ziel, diese auch zu erreichen.

Da unser Gehirn nicht unterscheiden kann, ob wir uns etwas nur vorstellen oder es tatsächlich erleben, werden Gefühle und körperliche Reaktionen zu jeder Vorstellung oder jeder Begebenheit gleichermaßen ausgelöst. Diese motivieren uns, Disziplin aufzubringen, Rückschläge wegzustecken und neue Lösungswege zu beschreiten. Aber auch unser Verhalten zu verändern und Erinnerungen umzuschreiben. 

In der Psychotherapie wird die Visualisierung bereits seit Jahrzehnten angewandt, um neue Verhaltensweisen zu trainieren, Angst oder Schmerzen zu reduzieren und posttraumatischen Belastungsstörungen beizukommen. Erst in den letzten Jahren haben auch andere Disziplinen die positive Wirkung für sich entdeckt. Leistungssportler/innen simulieren ihre Wettkämpfe, Manager/innen ihre Ziele und Hoffnungsvolle ihre Wünsche.

 

Zunächst die gute Nachricht: Sie beherrschen das Visualisieren bereits ausgezeichnet, denn im Grunde visualisieren Sie immerfort. Versinken Sie in den Gedanken an Ihren nächsten Urlaub, visualisieren Sie. Malen Sie sich Ihre Sorgen bildhaft aus, visualisieren Sie. Und denken Sie an eine Kränkung der Vergangenheit, visualisieren Sie. Zumeist geschieht Ihr Visualisieren jedoch automatisch, unkontrolliert und oft genug selbstsabotierend. Beim Visualisieren im Sinne eines Mentaltrainings handelt es sich um ein gezieltes Programmieren unserer Vorstellungskraft. Wir geben unseren Gedanken Richtung, lassen unserer Kreativität freien Lauf und simulieren Entscheidungsprozesse. Wir engen unseren Aufmerksamkeitsfilter ein und widmen uns (unter)bewusst stetig unserem angestrebten Ziel.

 

Erstmals bin ich vor über 20 Jahren mit dem Visualisieren in Berührung gekommen, ohne zu wissen, dass es diese Methode überhaupt gibt. Ich musste beim 60-Meter-Lauf im Sportunterricht eine bestimmte Zeit unterschreiten, um eine bessere Note zu bekommen. Trotz völliger Talentfreiheit stellte ich mich der Herausforderung. Der unbedingte Wunsch im Sport nicht schlechter abzuschneiden als in Mathematik oder Physik, trieb mich an. Etwa eine Woche vor dem Lauf begann ich mir abends im Bett meine Zielzeit vorzustellen und wie gut es sich anfühlen würde, wenn ich sie erreichen könnte. In Gedanken bin ich jeden einzelnen Schritt und jede Bewegung durchgegangen. Ich hörte das Startsignal, das Anfeuern meiner Mitschülerinnen und schließlich die anerkennenden Worte meiner Lehrerin. Ich habe die Situation mit allen Emotionen unzählige Male erlebt und mir dabei immer wieder eine bestimmte Zielzeit vorgestellt. Bis schließlich der große Tag kam. Was passiert ist? Ich bin gelaufen als ob es um mein Leben ginge. Und habe tatsächlich - auf die hundertstel Sekunde genau - die vorgestellte Zeit erreicht. Es war Magie. Nein, es war eine Visualisierung. Und für mich der Beginn einer langen Experimentalreise durch die Welt der Möglichkeiten. Was ich heute visualisiere? Sehen Sie selbst!

Im linken Bild sehen Sie meine Geburtstagstorte, die von einer lieben Freundin für mich gestaltet wurde (www.tortenspinnerei.at) und im rechten Bild die Skizze meiner Buchreihe, die am 6. Februar 2015 entstanden ist. Visualisieren muss also nicht nur im Kopf geschehen. Im Gegenteil. Visualisieren bedeutet etwas darzustellen, ob ausschließlich gedanklich oder mit Hilfe eines tatsächlichen Bildes ist nebensächlich. Viele Menschen schwören auf die sogenannten Vision Boards. Dabei handelt es sich um Tafeln, Poster, einen Desktophintergrund oder Pinnwände auf denen Sie Ihre persönlichen Visionen kreativ darstellen können. Verwenden Sie Bilder, Worte und Zeichnungen, um Ihre Gedanken in konkrete Ziele zu verwandeln. Ihrer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Haben Sie Ihr Kunstwerk schließlich erstellt, hängen Sie es an einen prominenten Ort in Ihrer Wohnung oder am Arbeitsplatz auf. Betrachten Sie es immer wieder mit all Ihren Sinnen und genießen Sie die durchdringende Vorfreude. Auf diese Weise regen Sie Ihre Gedanken, Kreativität und Vorstellungskraft  an, die Sie beim Erreichen Ihrer Pläne unterstützen werden.

 

Wollen Sie ein bestimmtes berufliches Ziel erreichen? Dann suchen Sie in Zeitschriften oder im Internet nach Bildern, die den Punkt Ihrer Zielerreichung symbolisieren. Oder möchten Sie vielleicht eine Wohnung kaufen? Dann sammeln Sie Ideen, Designs und Beispielbilder, wie Ihr zukünftiges Zuhause aussehen soll. Je offener Sie für Möglichkeiten sind, umso selektiver werden Sie Ihren Aufmerksamkeitsfilter einstellen. Wer eine beliebige Wohnung finden möchte, wird sie finden. Wer aber eine detailreiche Vorstellung von ihr hat, wird sich nicht mit weniger zufriedengeben. Probieren Sie es einfach aus! Spielen Sie mit Ihren Gedanken und lassen Sie es mich wissen, welche Erfahrungen Sie damit gemacht haben. Schöne, ungewöhnliche und lustige Geschichten werde ich - mit Ihrer Einverständnis - auch in meinen Büchern oder auf meiner Homepage vorstellen. Übrigens, erfolgreiche Menschen wie Oprah Winfrey, Ellen DeGeneres oder Katey Perry verwenden ein Vision Board. Warum also ab jetzt nicht auch Sie?

 


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