Einst wandelte Sokrates durch die Straßen von Athen. Plötzlich kam ein Mann aufgeregt auf ihn zu. „Sokrates, ich muss dir etwas über deinen Freund erzählen, der…“. „Warte einmal„ unterbrach ihn Sokrates. „Bevor du weitererzählst – hast du die Geschichte, die du mir erzählen möchtest, durch die drei Siebe gesiebt?“ „Die drei Siebe? Welche drei Siebe?“ fragte der Mann überrascht. „Lass es uns ausprobieren“ schlug Sokrates vor. „Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Bist du dir sicher, dass das, was du mir erzählen möchtest, wahr ist?“ „Nein, ich habe gehört, wie es jemand erzählt hat.“ „Aha. Aber dann ist es doch sicher durch das zweite Sieb gegangen, das Sieb des Guten? Ist es etwas Gutes, das du über meinen Freund erzählen möchtest?“ Zögernd antwortete der Mann: „Nein, das nicht. Im Gegenteil.“ „Hm...“ sagte Sokrates, „jetzt bleibt uns nur noch das dritte Sieb. Ist es notwendig, dass du mir erzählst, was dich so aufregt?“ „Nein, nicht wirklich notwendig,“ antwortete der Mann. „Nun,“ sagte Sokrates lächelnd, „wenn die Geschichte, die du mir erzählen willst, nicht wahr ist, nicht gut ist und nicht notwendig ist, dann vergiss sie besser und belaste mich nicht damit!“
Anmerkung: Die Quelle dieser Geschichte ist nicht eindeutig geklärt. Man vermutet, dass sie auf Sokrates' Apologie, also seine Verteidigungsrede, zurückgeht. Da der griechische Philosoph jedoch 469 v. Chr. geboren wurde, ist anzunehmen, dass Überlieferungen im Laufe der Jahrhunderte nicht mehr eindeutig zugeschrieben werden können. Übrigens, dieser Idealvorstellung entspricht niemand. Fühlen Sie sich inspiriert, aber nicht unter Druck gesetzt. Klatsch und Tratsch sind zutiefst menschlich und haben auch - entgegen dem schlechten Ruf - durchaus positive Seiten. Mehr dazu finden Sie in meinem Buch KRÄNKUNGEN - Was sie wert sind und wie wir sie überwinden oder in künftigen Beiträgen auf dieser Homepage.
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