Stellen Sie sich vor, Ihr Leben sei ein großes Puzzle. Ein Puzzle, ähnlich wie Sie es aus dem Kaufhaus kennen. All Ihre Beziehungen, Erlebnisse, Lebensabschnitte, Projekte und Tätigkeiten repräsentieren unterschiedlich große Puzzlesteine, die es zusammenzusetzen gilt. Jeder Teil für sich genommen trägt zum größeren Gesamtbild bei. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Puzzles haben Sie für Ihr persönliches Puzzle keine Vorlage. Es liegt in Ihrer Verantwortung, wie das Gesamtbild aussehen soll. Wird es ein helles, freundliches Bild? Ein melancholisches oder etwa ein dunkles, trauriges Bild? Ihre Aufgabe ist es, die Puzzlesteine mit Erfahrungen, Erlebnissen und Erkenntnissen gedanklich zu bemalen und nach eigenem Ermessen auf einen gedachten Tisch zu legen. Jede schwierige Situation kann zu einem Puzzleteil werden, der vorerst noch keinen Platz hat. Keine Sorge: Aus all diesen Puzzlesteinen können Sie auch später noch etwas Sinnvolles bauen. Ein befriedigendes Gesamtbild ergibt sich meist erst in der Rückschau. Misserfolge, Fehlschläge und Scheitern dürfen sein. Sie verändern zwar das Bild - aber wer weiß schon mit welchem Vorzeichen? Denn wie das Puzzle, wachsen auch Sie mit jeder Erfahrung und Herausforderung.
Beim Gestalten Ihres Puzzles sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Sie können, je nach Art Ihrer Erinnerungen, die Steine formen und anordnen. War eine Erfahrung außergewöhnlich und bedeutsam, erschaffen Sie gedanklich einen großen, auffallenden, mächtigen Puzzlestein. War sie richtungsweisend aber negativ, können Sie mit der Größe und Farbe spielen. Lassen Sie den Puzzlestein in Ihrer Fantasie schrumpfen oder von düsterem Schwarz zu einem sich lichtenden Nebelgrau werden. Nichts ist verboten, alles ist erlaubt. Es sind Ihre Fantasie und Ihr persönliches Puzzle.
Bitte bedenken Sie, dass das Erschaffen des Gesamtbildes ein Leben lang dauert. Und dass es das eine vorbestimmte Gesamtbild nicht gibt. Verschaffen Sie sich mit dieser Übung regelmäßig eine Überblick über Ihre Puzzlesteine, um den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren. Passen die Puzzlesteine zusammen oder sind es lose Teile? Wie haben Sie sich Ihr Leben vorgestellt? Wie weit sind Sie von Ihrer Vorstellung entfernt? Und wie können Sie die Distanz verringern?
Haben Sie Ihren roten Faden doch einmal verloren - und es wird geschehen - beginnen Sie wieder mit dem Gestalten Ihrer Puzzlesteine. Einen Stein nach dem anderen. Legen Sie übrigens einen Stein erst dann auf den gedanklichen Tisch, wenn er für Sie persönlich Sinn ergibt. Viele Erfahrungen machen augenscheinlich keinen Sinn. Das müssen sie auch nicht. Aber wir können ihnen Sinn geben. Verstehen Sie eine Situation nicht, ergibt sie keinen Sinn oder hadern Sie mit den Beteiligten? Fragen Sie sich, was Sie daraus lernen können, welche Erkenntnis Sie aus der Situation mitnehmen wollen und ob Sie zukünftig toleranter, einfühlsamer, egoistischer, strenger, weniger nachtragend, verurteilend oder abwertend sein möchten. Auf diese Weise erhält so manche Verzweiflung Sinn und Sie gewinnen einen passenden Puzzlestein.
Sind gedankliche Übungen nicht Ihre Stärke? Dann versuchen Sie Ihre Puzzlesteine graphisch darzustellen. Nehmen Sie bunte Stifte zur Hand und bringen Sie Ihr persönliches Puzzle zu Papier. Auch hier sind Ihrer Kreativität und Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wiederholen Sie die Übung regelmäßig und beobachten Sie Ihr Bild beim Wachsen. Erkennen Sie die Veränderung einzelner Steine? Lassen Sie die Veränderung zu? Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, so manchen Stein, der nicht zu Ihnen gehört, dem/der Adressaten/in zurückzugeben?
Gutes Gelingen und viel Freude beim Üben!
Herzlichst, Tamara Nauschnegg
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