Selbsternannte Experten/innen überschätzen gerne die eigene Leistung und verurteilen andere für ihre Fehler. Was viele im Alltag bereits vermuten, weist die Wissenschaft immer wieder mit bemerkenswerter Stabilität nach. Dass das Gefühl, Experte/in zu sein, nicht nur zum Verurteilen anderer verleitetet, sondern auch die eigenen kognitiven Leistungen beeinträchtigt, zeigen australische Forscher/innen.
Der Psychologe Victor Ottati führte mehrere Experimente durch, in denen er seine Probanden/innen zu scheinbaren Experten/innen werden ließ. Das gute Abschneiden in einem leichten Quiz verleitete manche dazu, sich überlegen zu fühlen. Und genau diese Personen verhielten sich bei darauffolgenden schwierigeren Aufgaben engstirnig und eindimensional. Ihre fehlende Offenheit für neue Ideen führte zu einem geringeren Lösungsspektrum. Oder anders gesagt: Der empfundene Expertenstatus blockiert bei komplexen Aufgaben die gedanklichen Prozesse.*
Wer sich den gefundenen Zusammenhang zwischen wahrgenommenem Expertentum und engstirnigem Vorgehen bei kognitiven Aufgaben bewusst macht, öffnet bestenfalls eine gedankliche Blockade. Ein "Ich weiß, dass ich nichts weiß" kann uns mehr erreichen lassen als es eine gefühlte Überlegenheit jemals könnte. Denn Offenheit, Neugierde und die Bereitschaft, zu lernen, führen zwangsläufig zu Erfolg. Oder lassen uns zumindest authentisch und nahbar erscheinen. Beides Aspekte, die Ihren Erfolg begünstigen werden.
*Ottati, V., Price, E.D., Wilson, C., Sumaktyo, N.: When self-perceptions of expertise increase closed-minded cognition: The earned dogmatism effect. IN: Journal of Experimental Social Psychology, 61, 2015, 131-138.
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