Liebeskummer ist schmerzhaft. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Der emotionale Schmerz aktiviert im Gehirn ähnliche Areale, wie es bei körperlichen Schmerzen der Fall ist. Zeit heilt nicht alle Trennungswunden, man kann sie aber tatkräftig unterstützen. Eine mögliche Methode hat nun ein Team aus Wissenschaftlern/innen gefunden: Der Placeboeffekt kann beim Heilen von Trennungsschmerzen helfen.
Das Zerbrechen einer Liebesbeziehung nimmt uns emotional stark mit, kann sogar krankmachen. Man schätzt ein etwa 20-fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer klinischen Depression im Jahr nach der Trennung. Um diesem Umstand entgegenzuwirken untersuchten amerikanische Forscher/innen nun erstmals die Kraft des Placeboeffekts auf den Liebeskummer.
Beim Placeboeffekt handelt es sich grundsätzlich um eine empfundene Verbesserung der körperlichen oder psychischen Symptomatik, obwohl lediglich eine Scheinintervention durchgeführt wurde. Das heißt: Die Erwartungshaltung - nach Einnahme eines wirkungslosen Placebopräparats - kann Symptome nachweisbar verbessern. Genau genommen ist es der Glaube, dass man etwas für sich tut, der die Wahrnehmung des Schmerzes lindert.
Um dem Trennungsschmerz nun auf die Spur zu kommen wurden die Gehirne von Probanden/innen gescannt, die das unerwünschte Ende ihrer Beziehung zu verkraften hatten. Sie mussten dabei während des Scannens ein Foto von ihrem/r Expartner/in und das Bild eines/r gleichgeschlechtlichen Freundes/in ansehen. Zusätzlich wurden sie gebeten, sich beim Betrachten des/der abgebildeten Expartners/in, die Trennung detailgetreu in Erinnerung zu rufen. Um die Gehirnreaktion auf körperliche Schmerzen messen zu können, wurden den Studienteilnehmer/innen in einem weiteren Schritt sogar körperliche Schmerzen zugefügt (Hitzereize am linken Unterarm). Ja, all das freiwillig und im Dienste der Wissenschaft ;-)
Während die Bilder bzw. die Schmerzreize sich abwechselten, mussten die Teilnehmer/innen jeweils auf einer fünfstufigen Skala beschreiben, wie sie sich fühlten. Zeitgleich wurde mittels des Magnetresonanztomographen die Gehirnaktivität gemessen. Die Forscher/innen stellten fest, dass die Gehirnregionen, die auf emotionalen und körperlichen Stress ansprachen, zwar nicht identisch, aber doch erstaunlich ähnlich waren. Beide Arten von Schmerzen sind also messbar und daher jedenfalls real.
Um die Wirkung des Placeboeffekts zu untersuchen, mussten alle Probanden/innen einen Spray in die Nase sprühen. Der einen Hälfte wurde erklärt, dass es sich um ein hochwirksames Schmerzmittel gegen Kummer und emotionale Schmerzen handelte. Die andere Hälfte bekam die Information, dass der Nasenspray eine Kochsalzlösung sei. Anschließend mussten die Teilnehmer/innen wieder in den Scanner, wo erneut der emotionale Trennungsschmerz über das Betrachten des Fotos des/r Expartners/in hervorgerufen wurde.
Tatsächlich empfand die Placebogruppe - also jene Personen, die meinten, ein emotionales Schmerzmittel eingenommen zu haben - weniger emotionale, aber auch weniger körperliche Schmerzen. Die Forscher/innen beobachteten, dass bei positiven Erwartungen die Aktivität im sogenannten präfrontalen Cortex beeinflusst wird, die wiederum Systeme im Mittelhirn aktiviert, was schließlich zur Ausschüttung schmerzlindernder Botenstoffen führt. Es ist offenbar schon das Wissen ausreichend, etwas für uns selbst und die Überwindung der Trennung zu tun, das uns wieder Hoffnung gibt, meinen die Psychologen/innen.* Anders ausgedrückt: Wenn wir glauben, etwas kann uns helfen wieder auf die Beine zu kommen, kann uns die Erwartungshaltung tatsächlich wieder auf die Beine bringen. Nützen Sie daher die Kraft Ihrer Gedanken und vergessen Sie allem voran niemals, an sich zu glauben.
Herzlichst Tamara Nauschnegg
*Koban, L., Kross, E., Woo Choong-Wan, Ruzic L. Wager, T.: Frontal-Brainstem Pathways Mediating Placebo Effects on Social Rejection. IN Journal of Neuroscience, 37(13), 2017, 3621-3631.
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