Lob motiviert nicht jede/n, weiß die Forschung. Ja, Sie haben richtig gelesen. In einer Welt, die sich selbiges erwartet, reagieren Menschen doch ziemlich unterschiedlich auf anerkennende Worte. Eine neue wissenschaftliche Untersuchung behauptet nun sogar, dass Lob einen positiven Einfluss auf Personen haben kann, die nicht gelobt werden.
In einer Studie mit über 300 Studenten/innen wurde das - in einer Klausur - erfolgreichste Drittel unerwartet vor den Kommilitonen gelobt. In der Kontrollgruppe hingegen wurde niemand mit lobenden Worten bedacht. Entgegen so mancher Erwartung schnitten in der darauffolgenden Klausur nicht jene Studenten/innen, die gelobt wurden, besser ab als die Probanden/innen der Kontrollgruppe ohne Lob. Tatsächlich verbesserten sich stattdessen jene Student/innen, die zwar nicht gelobt wurden, aber mit ihrer Leistung dicht hinter jenen waren, denen anerkennende Worte zuteilwurden.*
Lob verändert. Und zwar - wie wir gesehen haben - auch in unerwartete Richtungen. Dass Lob sogar kränken kann, beschreibe ich in meinem Buch KRÄNKUNGEN - Was sie wert sind und wie wir sie überwinden.
Gemäß meiner innersten Überzeugung spare ich bis heute nicht an lobenden, anerkennenden Worten - auch auf die Gefahr hin, dass mir mit Misstrauen begegnet wird. Und das wird es immer wieder, denn viele Menschen haben sich schon so daran gewöhnt, Ratschläge und Kritik zu bekommen, dass ihnen entgegengebrachtes Wohlwollen suspekt erscheint. Doch ich behaupte: Wenn negative Rückmeldungen irgendwann nur noch kränken und keine Wachstumsgelegenheit bieten, braucht es den positiven Gegenpol.
In diesem Sinne, herzlichst
Tamara Nauschnegg
*Hoogveld, N., Zubanov, N.: The power of (no) recognition: Experimental evidence from the university classroom. IN: Journal of Behavioral an Experimental Economics, 67, 2017, 75-84.
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