Trennungen sind Teil des Lebens. Während die einen sie als Brücke zum Neubeginn sehen, versuchen sie andere unter allen Umständen zu vermeiden. Der Umgang mit Trennungen wird schon früh in der Kindheit geprägt. Unsichere Bindungen, mangelndes Urvertrauen und Verlusterlebnisse verletzten das (innere) Kind. Aus der Traumaforschung wissen wir, dass einige dieser Kinder Überwindungsstrategien entwickeln, um dem Leid (ihrer Mitmenschen) zu entkommen. Jeder Neubeginn ist eine Chance. Andere Kinder hingegen speichern das Gefühl der Ohnmacht ab und beginnen zu resignieren.
Trennungen im Erwachsenenalter triggern frühkindliche Gefühle und verhindern im ungünstigsten Fall eine Trennung, die längst überfällig ist. Achtung: Sogar ein vollständiger Kontaktabbruch ist unter bestimmten Umständen sinnvoll. Welche das sind, beschreibe ich in meinem Buch „KRÄNKUNGEN - Was sie wert sind und wie wir sie überwinden“. Hilfreich ist jedenfalls ein Perspektivenwechsel. So erschließt sich der Sinn von Trennungen beispielsweise auch dann, wenn wir gedanklich übertreiben. Was wäre, wenn wir uns niemals von jemandem trennen könnten? Mit wem wären wir zusammen? Wen hätten wir nie kennengelernt?
Wenn sich der gemeinsame Weg trennt, entstehen neue. Ziehen wir mit den schönen Erinnerungen weiter, stärken wir damit zukünftige Beziehungen. Sich an der Weggabelung gegen die Realität zu stemmen kostet die Kraft, die ein Neubeginn braucht. Wie lässt sich dem begegnen? Schmerzhafte Gefühle aushalten zu lernen ist der erste Schritt. Zieht sich die Emotionsflut wieder zurück, klärt sich die Sicht und damit entstehen wieder Perspektiven. Trennungskompetenz verhindert also kein Leid - Trennungen sind jedenfalls ein schmerzhafter Prozess - sie begrenzt es. Übrigens braucht auch ein Neubeginn mit demselben oder derselben PartnerIn (oder FreundIn) eine Trennung. Und zwar vom Gewesenen. Damit werden Trennungen nicht nur zum Akt der Selbstliebe, sondern auch der Liebe.
Herzlichst, Tamara Nauschnegg
Kommentar schreiben