In meinem Buch „KRÄNKUNGEN – Was sie wert sind und wie wir sie überwinden“ beschreibe ich die sogenannte „Posttraumatische Verbitterungsstörung“. Aus dem klinischen Alltag wissen wir, dass „alltägliche“ Geschehnisse wie Kränkungen, Trennungen oder Jobverlust im ungünstigsten Fall in eine Verbitterung müden, die sich durch ständiges Wiedererinnern und -erleben, erhöhte Reizbarkeit, Aggression, gedrückte Stimmung und Vermeidungsverhalten bemerkbar macht. Das Ausmaß der Reaktion hängt von grundsätzlichen Überzeugungen oder Werten ab. Ist beispielsweise Treue in einer Beziehung besonders wichtig, kann die Affäre des Partners oder der Partnerin ähnliche Verzweiflungssymptome auslösen wie lebensbedrohliche Ereignisse.
Das Problem der Verbitterungsstörung ist, therapeutisch ist ihr nur schwer beizukommen. Das Risiko der Chronifizierung ist hoch. Auch lehnen verbitterte Personen Hilfsangebote häufig ab.
Wichtig zu wissen: Es gibt zahlreiche Abzweigungen, bevor es zur Verbitterung kommt. Über die eigenen Probleme, Ängste und Sorgen zu sprechen ist – wie so oft - eine zentrale Strategie dabei. Das Herz braucht von Zeit zu Zeit ein Ventil. Stilles Leid wiegt schwer.
Nur Mut: Teilen Sie sich mit, suchen Sie Vertraute oder auch den professionellen Blick von außen. Zu schweigen ist schmerzlicher als zu sprechen. Gleichzeitig beobachte ich nicht selten, dass Menschen, die gelernt haben, sich anderen mitzuteilen, feinfühliger werden, wenn es um das Schweigen anderer geht. Vielleicht braucht gerade jemand Ihr offenes Ohr?
Herzlichst Tamara Nauschnegg
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