Für das Leben gibt es weder eine „Gebrauchsanweisung“ noch ein „Navigationssystem“. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als auf „Sicht zu fahren“ bzw. dem Wendepunkt Schritt für Schritt entgegenzugehen. Doch für viele von uns ist eine Krise alles andere als eine Chance und zerstörte Hoffnungen lassen sich nicht einfach schönreden. Und das müssen wir auch nicht. Starres positives Denken und Durchhalteparolen werden so mancher Situation nicht gerecht. Wenn sich alle Sehnsüchte, Wünsche, Hoffnungen und Pläne in Luft aufgelöst haben, dann haben wir auch das Recht zu trauern, zu verzagen oder einfach stehenzubleiben.
Wir kennen sieben Grundemotionen (nach Ekman) - Angst, Wut, Ekel, Freude, Traurigkeit, Verachtung, Überraschung - und zahlreiche Schattierungen menschlicher Empfindungen. Sie alle haben ihre Berechtigung und brauchen auch Ausdrucksgelegenheiten. Nehmen Sie Ihre Gefühle an, öffnen Sie sich Vertrauten und erwarten Sie keine Lösungen, wenn es (noch) keine gibt. Auch müssen Sie sich nicht auf die Suche nach einem (übergeordneten) Sinn begeben, was so manche zwanghaft-positiv Denkenden fordern. Was können Sie stattdessen tun? Fahren Sie weiter auf Sicht, tragen Sie einen Stein nach dem anderen ab und erlauben Sie sich, auch unglücklich sein zu dürfen. Positives Denken ist wichtig und gesundheitsförderlich, zwanghaftes positives Denken schadet uns hingegen in vielerlei Hinsicht. Und vergessen Sie nicht: Ihr Blatt wird sich irgendwann wieder wenden. Nicht von heute auf morgen, aber doch. Nein, nicht alles ergibt Sinn, vertrauen Sie aber darauf, dass so manches, was Sie gerade durchmachen, zumindest nicht umsonst ist.
Herzlichst Tamara Nauschnegg
P.S.: Mehr dazu in meinem Buch UNSICHERHEITEN – Dem Ungewissen begegnen und daran wachsen.
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